top of page

Kirchengeschichte Grünefeld

Die Kirche ist ein Backsteinbau im Barockstil aus dem 18. Jahrhundert. Im unteren Teil wurden zum Teil Feldsteine verwendet. Der Turm wurde im Jahre 1911 neu errichtet. Er steht über dem südlichen Kreuzarm.

Über einen Vorgängerbau ist nichts bekannt, es muss ihn aber gegeben haben, denn bei Ersterwähnung des Ortes Grünefeld 1379 wurde „Her Curtt, Perrer tu Grunenvelde“ (Herr Curtt, Pfarrer zu Grünefeld) genannt (nach: Codex diplomaticus brandeburgensis, ed. Dr. Adolf Friedrich Riedel, Berlin 1874, vol. VII, S. 339).

Evangelische Pastoren sind seit ca. 1543 nachgewiesen, nachdem 1539 unter dem Kurfürst Joachim II. die Reformation in der Mark Brandenburg eingeführt wurde.

Das "Historische Ortslexikon" v. Lieselotte Enders weist aus, daß die Kirche in den Jahren 1450, 1480 und 1684 zwei Pfarrhäuser und einen Kirchenhof besaß.

Bis 1900 war die Grünefelder Kirche als Mutterkirche mit der Tochterkirche Börnicke eingetragen. Ab 1925 war auch die Kienberger Kirche eine Tochterkirche von Grünefeld. Bis 1925 war Gut Teufelshof eingekircht.

Die Superintendentur Nauen war für die Kirche Grünefeld die übergeordnete Stelle. Das Patronat (Schutz -, Schirmherrschaft) unterlag um 1630 je zur Hälfte dem von Redern zu Schwante und von Bredow zu Kremmen.

Der Grundriss des gleichschenkligen Kreuzes ermöglicht es der Gemeinde, auf drei Seiten um den geosteten Altar zu sitzen. Über dem Altar befindet sich die Orgelempore mit der 1850 erbauten Gesell-Orgel. Mit der Orgelempore ist die Kanzel verbunden. Gegenüber der Orgelempore befindet sich noch eine kleine Empore für die Gemeinde.

Kirche_Grünefeld_90er.jpg

Das Gebäude: Dorfkirche, Paarener Straße, 14621 Grünefeld (Gemeinde Schönwalde-Glien)

ist von der Denkmalfachbehörde in die Denkmalliste des Landes Brandenburg aufgenommen worden.

Beschreibung des Bauwerks

(Quelle: Beurteilung des Denkmals durch das Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege, Dezernat Inventarisation/Dokumentation, Bearbeiter: Dr. Marie-Luise Buchinger, vom 30.07.2015)

Die Kirche steht auf der nördlichen Seite des Dorfangers, etwas zurückgesetzt von der den Anger auf der Nordseite begrenzenden Paarener Straße, etwa auf der Höhe der Scheunen der angrenzenden Hofstellen. Sie wurde 1733 unter Einbeziehung von Feldsteinmauerwerk des mittelalterlichen Vorgängers errichtet; der Turm entstand 1910/ 11. Danach erneuerte man die Dächer der Kreuzarme, wobei aus den ursprünglichen Walm- die heutigen Satteldächer entstanden. In den 1960er Jahren wurde die Kirchenausstattung vereinfacht. Die Kirche ist ein kreuzförmiger Putzbau mit segmentbogigen Fenstern und mächtigem, über dem südlichen, straßenseitigen Kreuzarm aufragendem Turm, der von einer konkav einschwingenden Haube mit einer kuppelartig abschließenden Laterne bekrönt wird. Der untere Teil des Turmes zeigt eine sparsame Gliederung durch Ecklisenen und kleine, schießschartenartige Fenster; im Obergeschoss, das sich über einem Gesims erhebt, befinden sich rundbogige Schallöffnungen. Unter dem Turm, im südlichen Kreuzarm, befindet sich das flachbogige Eingangsportal, über dem ein Ovalfenster angeordnet ist. Ein zweiter Eingang liegt auf der Westseite, ein dritter auf der Nordseite ist heute vermauert. Der westliche, nördliche und südliche Kreuzarm ist jeweils durch ein Satteldach abgeschlossen, die Giebelfelder sind durch profilierte Gesimse gerahmt und durch liegende Ovalfenster gegliedert.

Das Innere besitzt durch den kreuzförmigen Grundriss eine großzügige, geräumige Wirkung. Der Kirchenraum wird von einer flachen, geputzten Decke abgeschlossen. Die Ausstattung stammt im Wesentlichen aus dem 19. Jahrhundert. Im südlichen und westlichen Kreuzarm sind Emporen eingebaut. Der östliche Kreuzarm wird von der 1850 aufgestellten Orgelempore eingenommen, an welche unmittelbar die Kanzel anschließt. Vor der Orgelempore steht der Altar, ein einfacher Holztisch. Alle Stücke sind holzsichtig. Die Orgel, erbaut Mitte des 19. Jahrhunderts von Carl Ludwig Gesell und Carl Schultze und 1932 durch Alexander Schuke überholt, zeigt schlichte klassizistische Formen und ist weiß gefasst. Der Taufstein ist 1962 datiert. An den Wänden hängen Gemälde der vier Evangelisten (Entstehungszeit und Maler nicht bekannt). Auf dem Altar stehen ein Kreuz und zwei Kerzenständer (wohl 19. Jahrhundert).

Das Dachwerk besteht aus einem doppelt stehenden Stuhl mit zusätzlicher Firstpfette, kombiniert mit einem Hängewerk. Im Vierungsbereich dienen Überzüge als Verstärker; die Hölzer sind mit Eisenbändern verbunden. Die Hölzer des Dachstuhls sind zum großen Teil zweitverwendet.

 

Ortsgeschichtliche Bedeutung besitzt die Grünefelder Kirche als zentrales Gebäude des Dorfes. Sie steht an der Stelle der mittelalterlichen Dorfkirche, von der auch

Mauerreste in den Neubau des 18. Jahrhunderts einbezogen wurden. Dabei ist der Standort der Kirche nördlich des Dorfangers, innerhalb der Gehöftreihe, anstatt auf dem recht breiten Dorfanger eher ungewöhnlich. Bemerkenswert sind auch der kreuzförmige Grundriss und die damit verbundene Größe der Kirche; sie belegt, dass Grünefeld ein sehr großes Dorf war. 1624 werden 26 Hüfner und vier Kossäten genannt, 1800 22 Bauern, acht Kossäten und vier

Büdner. 1817 gab es 317 Einwohner.

Baugeschichtliche Bedeutung besitzt der Bau insofern, als er die für die Mark Brandenburg typische Variante des Barock verkörpert: Er präsentiert sich als schlichter Putzbau, gegliedert durch einfache Gesimsbänder und segmentbogige Öffnungen; die Eingangsseite ist lediglich durch das Ochsenaugen-Fenster über der Tür hervorgehoben. Der Turm ist ein typisches Produkt der Heimatschutz-Architektur des frühen 20. Jahrhunderts: einerseits zeigt er sehr schlichte Formen (die sparsame Gliederung des unteren Teils, der mit seinen Schießscharten-Fensterchen fast schon modernistische Züge trägt), andererseits aber auch deutlich ausgeprägte neobarocke Elemente (das Turmdach mit seiner Haube). Damit ist er ein anschauliches Beispiel für die Widersprüchlichkeit der Heimatschutzbewegung und ihrer durch Architekten wie Schultze-Naumburg oder - speziell im Kirchenbau - Georg Büttner propagierten Architektur: Theoretisch gefordert wurden schlichte Bauten, die an die regionale Tradition anknüpfen sollten, in der Praxis griff man jedoch oft auf die barocke Formensprache süddeutscher Provenienz zurück. Im Inneren haben sich bedeutende Reste der Ausstattung des 19. Jahrhunderts erhalten, wobei

die Anordnung der Orgelempore im Osten, hinter dem Altar, ungewöhnlich ist.

Städtebauliche Bedeutung besitzt die Gründefelder Kirche schließlich als markantester Bau im Ort. Der weithin sichtbare Turm mit seinem geschweiften Abschluss besitzt Wahrzeichencharakter.

bottom of page